Fußbodenheizung einstellen

21. November 2022

Bereits im alten Rom schätzte man den wohligen Komfort von Fußbodenheizungen in Thermen und pompösen Wohnhäusern. Erst knapp zwei Millennien später, etwa zu Beginn des 20. Jahrhunderts, konnte sich die Flächenheizung in unserer westlichen Zivilisation etablieren. Schon lange ist die Heizalternative kein reines Luxusgut mehr, so ist sie etwa in Kombination mit einer Wärmepumpe ein energiesparendes System. Damit die Fußbodenheizung jedoch möglichst effizient läuft, ist die richtige Einstellung notwendig.

Das Wichtigste in Kürze

  • Fußbodenheizungen besitzen eine lange Aufheiz- und Absenkzeit
  • Energie lässt sich durch vorausschauendes Planen einsparen
  • In Kombination mit einer Wärmepumpe lässt sich die größtmögliche Effizienz erzielen
  • In der idealen Anpassung der Heizkurve liegt ein großes Energiesparpotential
  • Die Ermittlung der optimalen Heizkurve erfolgt dabei über ein Versuchs-Irrtum-Verfahren

Kernfaktor für Energieeinsparung – Die richtige Einstellung

Nur eine ideale Einstellung erlaubt den energiesparenden und effizienten Betrieb des Heizsystems. Leider kommt der Einstellung oftmals nicht die notwendige Beachtung zu. Stattdessen suchen Bauherren die Fehler in einer fehlerhaften Bauweise, wenn Räume keine wohlige Temperatur erreichen oder die Energiekosten zu hoch ausfallen. Normalerweise regeln Thermostate die Fußbodenheizung. Nach der Installation durch einen Fachmann erlauben sie die Einstellung der Wohlfühltemperatur. Die Funktion ist dabei recht simpel:
Thermostate messen die Temperatur in einem Raum und schaffen einen Abgleich zur eingestellten Temperatur. Die Fußbodenheizung springt automatisch an, wenn die Temperatur in einen kälteren Bereich abweicht. Sobald die eingestellte Temperatur vorherrscht, schaltet sich die Fußbodenheizung selbstständig ab. Ein solches Thermostat ist laut GEG (Gebäude-Energie-Gesetz) heutzutage zwingend erforderlich.

Installation der Raumthermostate

Damit die Einstellung ordentlich erfolgen kann, ist auf eine ordentliche Positionierung der Raumthermostate zu achten. Laut physikalischer Grundgesetze steigt warme Luft in den oberen Bereich des Raums, während kalte Luft unten verbleibt. Die Messung sollte demnach in einer Höhe von etwa 1,5 Meter erfolgen.
Leider erfolgt die Installation häufig fehlerhaft, etwa an Orten mit Zugluft oder einer zu geringen Höhe. Auch in der Nähe von Heizungen oder hinter Gardinen entstehen fehlerhafte Messungen, die letztlich zu kalten Räumen oder einem übermäßigen Heizen führen können.

Richtige Einstellung der Fußbodenheizung

Vorab unterscheidet sich die Funktionsweise einer Fußbodenheizung grundlegend von konventionellen Heizsystemen. Stark unterschiedlich sind etwa die deutlich langsameren Aufheizzeiten. Eine Fußbodenheizung benötigt je nach System zwischen zwei und drei Stunden. Im Gegensatz hierzu speichert das System die Wärme langanhaltend und gibt diese auch nach Abschalten der Heizung weiterhin in den Raum ab. Ein vorausschauendes Heizen ist daher besonders wichtig. Moderne Thermostate lassen sich zeitsteuern und schalten sich zur gewünschten Uhrzeit selbstständig an und ab. Dies spart Energie und sorgt für wohlige Wärme, wenn sie auch benötigt wird.
Info: Grundsätzlich ist von der Verlegung eines Teppichs über Fußbodenheizungen abzuraten. Je nach Stoff verhindert der Teppich die ordentliche Abgabe der Wärme.

Optimale Kalibrierung der Vorlauftemperatur

Als Vorlauftemperatur bezeichnet man die Wassertemperatur des Heizwassers vor dem Eintritt in die Leitungen der Fußbodenheizung. Sie bestimmt letztendlich über die vorliegende Oberflächentemperatur des Untergrunds sowie der Heizleistung. Eine pauschale ideale Vorlauftemperatur lässt sich aufgrund variabler Faktoren wie der Raumnutzung sowie des bestehenden Fußbodenmaterials nicht benennen. Nach Durchlaufen der Fußbodenheizung kehrt es in Form des Rücklaufwassers in den Heizkessel zurück.
Info: Bei einer Fußbodenheizung sollte die Vorlauftemperatur nicht über 55 Grad Celsius liegen. Höhere Vorlauftemperaturen schädigen die Bausubstanz.

Die Einstellung der Vorlauftemperatur erfolgt dabei über einen externen Außenfühler. Er misst die vorliegende Außentemperatur und stellt die Vorlauftemperatur dementsprechend ein. Ohne einen Außenfühler erfolgt die Einstellung der Vorlauftemperatur manuell. Im Normalfall liegt die optimale Vorlauftemperatur zwischen 35 und 40 Grad Celsius, überschreitet jedoch keine 55 Grad Celsius. Die Veränderung der Vorlauftemperatur bleibt dabei einem Fachmann überlassen.

Differenz zur Rücklauftemperatur: Die Spreizung

Unter einer Rücklauftemperatur verstehen wir die Temperatur des Wassers, welches zurück in den Heizkessel wandert. Hier wird das Wasser erneut erwärmt. Die Differenz zwischen Vorlauf- und Rücklauftemperatur ist auch als Spreizung bekannt. Über die Kalibrierung der Vorlauftemperatur bestimmt sich letztlich die Leistung sowie der Energieverbrauch. Pauschal gilt: Je niedriger die Vorlauftemperatur, desto weniger Energie verbraucht das Heizsystem.

Ermittlung der optimalen Heizkurve

Im Falle älterer Heizsysteme ist die Vorlauftemperatur manuell im System einzustellen. Regelmäßige Anpassungen der Vorlauftemperatur sind hier händisch nötig. Moderne Heizsysteme sind hingegen mit Außenfühlern ausgestattet, welche die Temperatur im Außenbereich messen und die Vorlauftemperatur entsprechend der Heizkurve anpassen. Eine solche Heizkurve lässt sich wiederum individuell einstellen. Die variable Heizkurve wird im Idealfall bereits von einem Fachmann bei der Installation eingestellt. Oftmals ist die Standardkurve von Heizsystemen nämlich nicht optimal und bedarfsgerecht eingestellt.
Die Heizkurve dient dabei dem Zweck des optimierten Energieverbrauchs. Sie weist jeder Außentemperatur dabei eine spezifische Vorlauftemperatur zu. Ziel ist es, die Wärmeverluste durch Decken oder Außenwände stets durch die Fußbodenheizung auszugleichen, um eine gleichbleibend wohlige Temperatur in Räumen zu gewährleisten. Durch die Optimierung dieser Kurve verbraucht die Heizung so wenig Energie wie möglich, doch so wenig wie nur möglich.
Info: Ältere Systeme arbeiten ohne variable Heizkurve und verbrauchen in Übergangszeiten oftmals zu viel Energie. Da die Heizleistung nicht am tatsächlichen Verbrauch angelehnt ist, arbeitet das System periodisch. Durch das regelmäßige Ab- und Anschalten in kurzen Intervallen erhöht sich der Energieverbrauch und Verschleiß.

Heizkurve selbstständig ermitteln

Bei der Heizkurve selbst handelt es sich um eine Funktion. Sie berechnet die Vorlauftemperatur abhängig von der Außentemperatur. Die Vorlauftemperatur steigt dabei mit sinkenden Außentemperaturen. Die Heizkurve lässt sich anhand der Steigung und des Niveaus anpassen. Während die Neigung der Kurve bestimmt, wie steil die Vorlauftemperatur bei sinkenden Außentemperaturen steigt, bestimmt das Niveau über die generelle Ausgangshöhe der Kurve.
Während die Heizkurve bei gut gedämmten Neubauten sehr flach ausfällt, steigt bei schlecht gedämmten Altbauten die Heizkurve mit sinkenden Außentemperaturen schnell an. Die optimale Heizkurve lässt sich dabei durch reines Austesten ermitteln.

Fazit

Ist es im Haus immer zu kalt, ist die Vorlauftemperatur zu niedrig eingestellt. Hier hilft die Parallel-Verschiebung der Kurve nach oben (Anhebung des Niveaus). Sinkt die Raumtemperatur mit sinkenden Außentemperaturen, muss die Neigung der Heizkurve steiler stehen (Anhebung der Steigung). Ist es im Haus während der Übergangszeiten zu kalt, erfolgt die Anpassung des Niveaus und der Steigung (Absenkung der Steigung und Anhebung des Niveaus). Ist es im Haus während der Übergangszeiten zu warm, erfolgt ebenfalls die Anpassung des Niveaus und der Steigung (Anhebung der Steigung und Absenkung des Niveaus).

Claudia
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